Zu meiner aktuellen Situation (Stand: Dezember 2024)
Am 29.08.2023 wurde ich nach fast 27 Jahren Inhaftierung freigelassen. Die Entlassung erfolgte sehr kurzfristig, über Details berichtete ich auf meinem Blog.
Jetzt versuche ich mich in mein neues, mein vielleicht nicht freies, aber doch wesentlich freieres Leben hinein zu leben, mich vertraut zu machen mit den Menschen die mich über viele Jahre begleitet haben, aber eben stets innerhalb des Gefängniskontextes und durch die dortigen Restriktionen bestimmt, auch in einer eingeschränkteren Form als es heute möglich ist, nun wo ich Menschen vor den Mauern begegen kann.
Es tut gut endlich bei den Menschen sein zu können, nicht mehr im Gefängnis leben zu müssen, wo nach wie vor und unverändert zehntausende in Deutschland und Millionen weltweit ein menschenfeindliches Leben zu führen gezwungen werden.
Vieles fühlt sich auch 16 Monate nach meiner Haftentlassung oft noch neu, unwirklich und mitunter auch fremd an. Aber ich habe das Glück auf Menschen zu treffen, die freundlich, unbefangen und offen damit umgehen. Bei RDL wurde ich nach einem Praktikum im Jahr 2023, als Bundesfreiwilligendienstleistender bis Ende 2025 übernommen.
Wenn ich auf Veranstaltungen über die Zeit im Gefängnis erzähle, versuche ich jenen Menschen die selbst von Haft bedroht sind, oder in ihrem Umfeld solche Menschen kennen, etwas von der Unsicherheit zu nehmen.
Meine eigene Situation erlebe ich als sehr privilegiert, denn ich weiß wo ich wohnen kann, ich komme mit dem Geld aus, das ich vom Jobcenter erhalte, ich kann meine Zeit für mich sinnstiftend ausfüllen und ich lebe in einem freundlichen, solidarischen Umfeld. Viele ehemalige Gefangene scheitern an jedem einzelnen dieser Aspekte. Sie werden in die Obdachlosigkeit entlassen, sie haben Schwierigkeiten zu haushalten, finden keinen Weg ihren Alltag für sie sinnstiftend zu gestalten und leben in einer Umgebung, die ihnen nicht viel Wohlwollen entgegen bringt.
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