Susanne Preusker hat sich das Leben genommen.

Am 13.02.2018 starb Susanne Preusker, bis zum 7. April 2009 Leiterin der sozialtherapeutischen Anstalt in der JVA Straubing (Bayern). An jenem Tag wurde sie von einem Insassen als Geisel genommen, mehrfach vergewaltigt, bevor sich der Geiselnehmer ergab.

Wer war Frau Preusker ?

Laut STERN (12.04.2018) studierte sie in Osnabrück Psychologie, nach Stationen in einer psychatrischen Klinik, mehreren Haftanstalten, darunter Celle, Hannover und Bützow, war sie zuletzt Leiterin der sozialtherapeutischen Abteilung in der JVA Straubing.

Der 7. April 2009

An diesem Tag nahm Herr K., ein wegen Mordes und Vergewaltigung zu lebenslanger Strafe Verurteilter, den Frau Preusker schon seit vier Jahren versuchte zu therapieren, als Geisel. Während der sieben Stunden dauernden Geiselnahme vergewaltigte er sie mehrfach. Hierfür wurde er später zu 13 Jahren und neun Monaten, sowie Sicherungsverwahrung verurteilt.

„ Lasst sie niemals frei ! “

So lautete die Überschrift eines Meinungsbeitrages von Frau Preusker im Fokus (Ausgabe 20/2011), mit welchem sie ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 04.05.2011 über die Verfassungswidrigkeit der Sicherungsverwahrung kommentierte.Ihrer Ansicht nach sei es unverantwortlich, das normale „Wertesystem auf jeden Insassen hinter Gefängnismauern zu übertragen“. Es gäbe sicher sinnvollere Verwendungsmöglichkeiten für die Gelder die in die Sicherungsverwahrung investiert würden, z.B.“Schulen oder Kindergärten“. Diese Ansicht vertrat sie auch in ihrem Buch ‚Sieben Stunden im April‘; ferner publizierte sie einen Kriminalroman. Die Rahmenhandlung dort bestand im wesentlichen daraus, dass sie schilderte, wie aus der Sicherungsverwahrung entlassene Männer plötzlich entführt und in einem Keller gefangen gehalten wurden.

Weshalb über den Suizid von Frau Preusker berichten?

Was ihr widerfahren ist, dies sollte kein Mensch erleiden müssen. Aus Sicht von Inhaftierten ist die deutliche Positionierung von Frau Preusker in jenem FOCUS-Artikel und ihren Büchern jedenfalls sehr aufschlussreich. Es ist nicht zu vermuten, dass sie ihre Ansicht ausschließlich auf der Folie ihres eigenen schrecklichen Erlebens entwickelt hat, sondern diese schon zuvor hatte. Insofern lässt sie Einblicke in die Denkungsart führender Vertreterinnen und Vertreter des Justizapparates zu.Danach sind Gefangene parasitär, sie lügen, beuten aus, simulieren Reue, warten nur darauf wieder zuschlagen zu können. Und am schlimmsten sind in ihren Augen die Sicherungsverwahrten. Diese sollte man (siehe oben) am besten niemals mehr frei lassen.

Epilog

Herr K., der Geiselnehmer und Vergewaltiger, wurde nach dem Prozess in die JVA Bruchsal verlegt. Dort begegnete ich ihm gelegentlich. Damals saß er jedoch noch in Einzelhaft und wurde gefesselt durch die Flure, an den anderen Insassen vorbei geführt. Mittlerweile ist er im Normalvollzug angekommen, geht in einem Knastbetrieb arbeiten – eine Freilassung wird er kaum erleben.

Thomas Meyer-Falk, c/o JVA (SV)
Hermann-Herder-Str.8, 79104 Freiburg
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Anna Campell ist in Afrin gestorben

Immer dort wo Menschen sterben, werden so viele Träume heimatlos, und dies gilt umso mehr, wenn Menschen, die für Freiheit kämpfen, dafür ihr Leben zu geben bereit sind.

Viele Jahre hatte ich Briefkontakt zu Anna, sie lebte in Großbritannien und war unter anderem bei abc (anarchist black cross) aktiv. Zu Anfang schrieb sie mir unter einem Alias-Namen, Daisy, seit 2015 dann als Anna.

Ich erinnere mich an eine junge, lebendige, kritische Frau, die auch mit viel Geduld mein miserables Englisch ertrug. Ihre Briefe illustrierte sie mit lustigen Zeichnungen und sie strahlte stets viel Humor und Wärme aus.

Als ich vor ein paar Wochen davon erfuhr, dass sie bei einem türkischen Bombenangriff in Afrin umgebracht wurde (https://www.theguardian.com/world/2018/mar/19/briton-kurds-anna-campbell-dies-fighting-turkey-syria-afrin), eine Genossin hatte mir den Zeitungsartikel zugeschickt, war mein Herz voll Trauer.

Der Tod, er ist für den der stirbt das Ende der Zeit, und zumindest für einen Augenblick auch ein Stillstand der Zeit für diejenigen, die die Zeugen des Todes sind.

Dort, wo die vielen Berichte aus Rojava, oder eben auch Afrin die Zahl der Verletzten und Toten meldeten, wird das Leid durch solch einen persönlichen Bezug zu jemandem, der dort gekämpft hat und gestorben ist, greifbarer.

Viele Angehörige, FreundInnen, GenossInnen vermissen Anna; ich werde keine Briefe mehr von ihr mit den lustigen Zeichnungen erhalten.

War es ein schönes Leben, das sie hatte, eine erfüllte Existenz? Das ist eine Frage, die doch letztlich sich jeder auch am Ende des eigenen Lebens stellen sollte.

So wie ich sie und auch FreundInnen von ihr erlebt habe, hat sie ein erfülltes Leben geführt: Ein dem Leben ganz und gar zugewandtes.

Und sie war bereit, ihr Leben einzusetzen für einen Kampf, der die Welt zu einem besseren Ort machen soll.

Jetzt lebt Anna nicht mehr, aber die Erinnerung an sie wird fortleben in so vielen Herzen!

Thomas Meyer-Falk, c/o JVA – SV-Abtlg., Hermann-Herder-Str. 8, D-79104 Freiburg
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