amtliche Information JVA Freiburg: Barfußlaufen verboten

Freiburger Knast verbietet Barfußlaufen!

Wie aus der JVA Freiburg berichtet wird, hat nun Bereichsdienstleiter W. per Aushang am 20.09.2023 informiert, daß das Barfußlaufen in „sämtlichen Gemeinschaftsbereichen“ verboten sei, und zwar aus „hygienischen Gründen“. Ausserhalb der Zellen, die dort euphemistisch „Zimmer“ genannt werden, habe man Schuhe zu tragen.

Meine eigene Barfußzeit in der JVA Freiburg

So um das Jahr 2014 fing ich an, in der JVA Freiburg keine Schuhe mehr zu tragen. Am Anfang war das für mich (und andere) etwas gewöhnungsbedürftig, aber im Verlaufe der Jahre genoss ich immer mehr dieses Stückchen Freiheit in einem ansonsten sehr von Regeln durchsetzten Haftalltag. Nach einigen Wochen sprach mich seinerzeit der damalige Bereichsdienstleiter P. an. Er bat darum, daß ich künftig doch wieder Schuhe tragen möge, die Hygiene und so. Auf meine Frage hin, ob es sich hierbei um eine Bitte seinerseits oder eine formale Weisung handele, gegen welche ich vor Gericht klagen würde, antwortete P., es handele sich lediglich um eine Bitte seinerseits. Und diese lehnte ich ab.

Danach versuchte Oberpsychologierätin W. (vergeblich) ihr Glück: ob ich denn, wenn ich zum Gespräch in ihr Büro käme, zumindest dann Schuhe tragen könnte. Nachdem sie drei oder vier Mal ohne damit Erfolg zu haben, gefragt hatte, war das Thema für die folgenden Jahre erledigt. Immer mal wieder ließen sich auch andere Insassen davon animieren, dass ich konsequent ohne Schuhe unterwegs war, es selbst zu probieren. Manchmal entstanden auch Gespräche darüber warum ich keine Schuhe trage, wie sich das so anfühle, ob mir nicht kalt sei.

Ein offizielles Verbot wurde bis zu meiner Freilassung aus der JVA am 29.08.2023 nie erlassen.

Das Verbot vom 20.09.2023

Bereichsdienstleiter Erster Amtsinspektor W., Nachfolger von P., informierte im September, daß nun doch das Barfußlaufen untersagt sei- gnädigerweise dürfe man in der Zelle („Zimmer“) und sogar im Hofarreal, ohne Schuhe spazieren gehen oder sich aufhalten! Es wurden nicht näher erläuterte „hygienische Gründe“ angeführt, fastso, als ob die Schuhsohlen der zu tragenden Schuhe besonders keimfrei wären.

Überlegen wir mal was wir mit den Händen alles anfassen, und uns danach ins Gesicht: Schmutz, Viren, Bakterien überall. Aber Füße gelten offenbar als besonderes schmutzig und eklig, sie müssen eingeschnürt und versteckt werden. Na klar, die Fußsohlen werden schmutzig, wenn wir keine Schuhe tragen, aber mensch kann sich Füße ja dann auch waschen, so wie wir es mit den Händen auch tun. Der gefürchtete Fußpilz, der verbreitet sich übrigens gerne in feucht-warmer Umgebung, also dem Duschbereich und nicht auf dem (trockenen) Flurboden einer Haftanstalt. Wohlweislich hat also Erste Amstinspektor W. klugerweise davon Abstand genommen, die vorgeblichen „hygienischen Gründe“ näher zu konkretisieren, oder gar wissenschaftlich zu belegen.

Was kann uns das Verbot über die JVA Freiburg sagen?

Wieder wurde den Inhaftierten ein kleines Stückchen Freiheit genommen. Zu den unzähligen (oft sehr kleinteiligen und kleinlichen) Regeln ist eine neue hinzugefügt worden. Der Entfaltungsraum für die Sicherungsverwahrten ist noch enger geschnürt worden. Dies ist die typische Entwicklung in den letzten Jahren. Die Schrauben werden weiter angezogen, Umdrehung für Umdrehung. Im Kern handelt sich bei dem Verbot um einen weiteren Beleg für die nekrophilen Orientierung und Ordnung einer Haftanstalt. Wobei wir hier von der Persönlichkeitsstruktur der Beschäftigten sprechen: sie leben den Inhaftierten vor, wie man mittels Zwang, Kontrolle, Überwachung, Disziplinierung und Strafe, Macht über andere ausübt. Dabei müssen die Maßnahmen die getroffen werden, sachlich garnicht begründet werden, möglicherweise sollen sie das garnicht, denn gerade erst durch das Fehlen einer sachlichen Begründung, erweist sich die Totalität der Macht.

Kommentare

Eine Antwort zu „Freiburger Knast verbietet Barfußlaufen!“

  1. Avatar von Roland Thoma
    Roland Thoma

    ich stehe gerade barfuß vor meinem Computer. Gruß nach Freiburg

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