Volkshochschule sagt Workshop wegen Beteiligung der Amadeu-Antonio-Stiftung ab!

Auch in der südbadischen Provinz zeigt die Hetze von AfD & CDU und anderen rechten Akteur:innen gegen die Amadeu-Antonio-Stiftung ihre Wirkung. Kurzfristig wurde ein Workshop der sich mit Desinformation beschäftigen sollte, abgesagt. Im vorderster Reihe die CDU-Bürgermeisterin und Vorstandsvorsitzende der vhs, Fränzi Kleeb.

Die Volkshochschule (vhs) kündigt erst einen Kurs gegen Desinformation an

Stolz teilte das vhs-Team Dreisamtal in ihrem Programmheft auf Seite 3 mit: „Für alle, die ins Studium starten möchten, bieten wir in Kooperation mit der Universität Freiburg eine Studienberatung an. Und mit dem neuen Programm „faktenstark“ lernen Sie, Desinformationen sicher zu erkennen und ihnen selbstbewusst zu begegnen“.

Was ist „faktenstark“? Nach eigenen Angaben, ist es eine Initiative der Amadeu Antonio Stiftung und codetekt e.V., die von der Bertelsmann Stiftung unterstützt wird. Ihr Ziel sei es, die Nachrichtenkompetenz von Bürger:innen zu stärken und ihnen Strategien an die Hand zu geben, um Desinformationen zu erkennen und entgegenzutreten.

Im südbadischen Dreisamtal war für den 24.10.2025 ein entsprechender Workshop angesetzt.

Die Bürgermeisterin knickt vor rechten Trollen ein und sagt den Kurs gegen Desinformation ab

Wie in der Badischen Zeitung am 24.10.2025 nachzulesen war, wurde der Kurs kurzfristig abgesagt. Dazu Fränzi Kleeb, Bürgermeisterin von Stegen und Vorstandsvorsitzende der örtlichen vhs in der Lokalzeitung: „In diesem Fall war die geringe Resonanz auf die Ausschreibung ausschlaggebend. Aber auch kontroverse Diskussionen innerhalb und außerhalb der vhs über die Veranstaltung selbst und die ausrichtende Stiftung haben uns bewogen, von einer Durchführung abzusehen.“

Hintergrund war offenbar, dass in sozialen Netzwerken ein rechter Troll Stimmung gegen die Veranstaltung, und insbesondere die an dem Workshop beteiligte Amadeu Antonio Stiftung machte.

Exkurs: Amadeu Antonio Stiftung!?

Als eines der ersten Opfer rechten Terrors nach der Wiedervereinigung, wurde der aus Angola stammende Vertragsarbeiter Amadeu Antonio, am 06.12.1990 in Eberswalde ermordet! Nach ihm ist die Stiftung, die 1998 ins Leben gerufen wurde, benannt.

Seit längerem agitieren rechte Medienportale, wie z.B. nius, aber insbesondere die AfD, beispielhaft in Gestalt von MdB Stephan Brandner, Hand in Hand mit der CDU, gegen die Amadeu Antonio Stiftung, versuchen sie systematisch zu diskreditieren.

Kritik an der Absage der vhs Veranstaltung im Dreisamtal

Der Verein Dreisamtal Gemeinsam hatte noch versucht, die Veranstaltung auszurichten, was aber wegen der Kurzfristigkeit der Absage nicht gelang. In einer Stellungnahme übte der Verein jedoch deutliche Kritik an der Absage und sieht eine besondere Ironie darin, dass „ausgerechnet ein Workshop, der helfen sollte, Desinformation zu erkennen, selbst Opfer erfolgreicher Desinformation und öffentlicher Stimmungsmache wurde“. Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Dass eine einzelne, lautstarke Stimme ausreichen konnte, um die Durchführung des Workshops vorerst zu verhindern, zeigt, wie verletzlich der offene Diskurs geworden ist – und wie wichtig es ist, ihn zu schützen.“

Rechte Netzwerke bis in die Provinzen hinein wirksam

Die nicht nachlassenden Angriffe rechter Netzwerke, an welchen CDU und AfD beteiligt sind, zeigen immer wieder und immer öfter Wirkung. Gerade in ländlichen Regionen können sie dabei besonders wirksam werden, wie auch der Fall aus der badischen Provinz zeigt. Einer CDU-Bürgermeisterin, wie Fränzi Kleeb, fällt nichts anderes ein, als auf die Angriffe seitens eines rechten Trolls mit der Absage eines Workshops zu reagieren und damit den rechten Kräften weiter Raum zu gewähren. Ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig neben zivilgesellschaftlicher Aufklärung auch antifaschistischer Widerstand bleibt!

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Abgeschoben!Ausgrenzung und Perspektiven von Rom:nja in Serbien! Viel zu oft ganz auf sich allein gestellt – dennoch gibt es mitunter Hoffnung…

Kürzlich erschien ein Buch, das unbequeme Fragen stellt, aber auch genauer hinschaut, wo Europa und Deutschland wegsehen. „Abgeschoben. Ausgrenzung und Perspektiven von Roma. Deutschland — Serbien — EU“ ist das Ergebnis von vielen Jahren unabhängiger Recherchen, vor allem aber intensiven Kontakts mit den von der Abschiebung unmittelbar betroffenen Rom:nja.

Das Buch beleuchtet die Lebensrealitäten von Rom:nja, die aus Deutschland abgeschoben wurden, und zeigt, was diese Politik in der Praxis bedeutet: Armut, Perspektivlosigkeit, Krankheit — in letzter Konsequenz nichts anderes als die Fortsetzung einer jahrhundertealten Geschichte der Diskriminierung.

Rom:nja wurden im Nationalsozialismus verfolgt, entrechtet, ermordet — und doch hat es Jahrzehnte gedauert, bis ihr Leid überhaupt anerkannt wurde. Heute, im Europa des 21. Jahrhunderts, erleben viele Rom:nja erneut Ausgrenzung, Rassismus und Gewalt.

Über das Buch habe ich für RDL mit Maria Ulrich gesprochen. Sie ist Teil eines Rechercheteams, das sich mit den Langzeitfolgen der Abschiebungen von Rom:nja beschäftigt. Die Menschen in dem Team leben und arbeiten in unterschiedlichen Städten Deutschlands.

Das Buch hat auch einen Bezug zu Freiburg: Bajram D., heute 36, lebte knapp 30 Jahre ganz in der Nähe von Freiburg, bevor er vor fünf Jahren abgeschoben wurde. In dem Buch erzählt er davon, wie es ist, sich plötzlich in einem fremden Land wiederzufinden.

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Bibliografische Angaben

Hrsg: Recherchegruppe Doku+ – Allegra Schneider, Andrea Vogel, Anita Maria Ulrich, Patrick Schaefers
ISBN 978-3-943643-33-6210 Seiten, 180 Bilder
Preis: 15 Euro

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Die Badische Zeitung und ein antisemitischer Leserkommentar – Im Dialog mit dem Chefredakteur

Die Badische Zeitung (BZ) ist die auflagenstärkste Tageszeitung in der südbadischen Region rund um Freiburg. Immer wieder fragen sich Leser:innen, wie es um die Blattlinie bestellt ist. Den einen ist die BZ zu „links-grün“, anderen wiederum zu bürgerlich. Dann die Kommentarspalten der Online-Ausgabe der BZ: immer wieder finde ich dort rechte, mitunter auch antisemitische Bemerkungen von Leser:innen. Als ich versuchte, einem dieser Menschen etwas entgegen zu setzen, stellte ich fest, dass mein Kommentar nicht etwa umgehend freigeschaltet wurde, sondern ich bekam den lapidaren Hinweis, erst müssten sich menschliche Moderator:innen über den Inhalt dessen was ich da geschrieben habe, beugen. 

Das war letzlich der Ausgangspunkt für eine E-Mail an den Herausgeber der BZ, Wolfgang Poppen, der sich zwar nicht meldete, aber immerhin der Chefredakteur Stephan Schröter, der in einen Dialog treten wollte.

Im Vorfeld klärte ich mit Stephan Schröter, dass ich ihn ggf. zitieren würde, wenn wir miteinander telefonieren. Über das was wir dann in einem Telefonat sprachen, berichte ich hier im Rahmen eines Kommentars.

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5 Jahre Aufstand in Belarus – Ein Austellungsbesuch in Dresden

Am 9. August 2025 jährte sich zum fünften Mal der Aufstand in Belarus gegen das autoritäre Regime von Lukaschenko. Es war der größte Aufstand, den Belarus seit seiner Unabhängigkeit erlebt hatte. Alle Teile der Gesellschaft gingen auf die Straße. Seitdem werden Menschen in Belarus wegen ihrer Teilnahme an den Protesten verfolgt und in Gefängnisse und Strafkolonien geschickt. Die Unterdrückung dauert bis heute an.

Unter dem Titel „Against Fatherland – 5 Jahre Aufstand in Belarus“, wurde in Dresden im Rahmen einer Ausstellung an den Jahrestag des Aufstandes und die damaligen Proteste erinnert. Zu sehen war die Ausstellung 10 Tage lang in der „Hole of Fame“.

Im letzten Jahr wurde die Ausstellung in Warschau gezeigt, organisiert von Aktivist*innen, die in Belarus an dem Aufstand selbst beteiligt waren.

Anarchist:innen aus Dresden, von Anarchist Black Cross, hatten die aktivistische Ausstellung in die sächsische Hauptstadt geholt und stellten Photos aus, die den Aufstand dokumentieren.

Für Radio Dreyeckland war ich in Dresden. Dort habe ich mit Nina, einer Person aus der Orga der Ausstellung, über verschiedene sozialen Gruppen die den Aufstand in Belarus getragen haben gesprochen. Insbesondere die Rolle von Flinta*-Personen und von Anarchist*innen.

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Prozess gegen Maja T. in Ungarn – Urteil für Januar erwartet – weiterhin Isolationshaft!

Maja, eine non-binäre Person, wird von Ungarn beschuldigt, 2023 im Rahmen eines alljährlichen Nazigedenkens, Neonazis körperlich angegriffen zu haben. Im vergangenen Jahr wurde Maja nach nach Ungarn überstellt, viele sagen: verschleppt. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Überstellung per einstweiliger Anordnung untersagt und mittlerweile diese auch auch im Hauptsachverfahren für verfassungswidrig erklärt.

Gegen ihre menschenunwürdigen Haftbedingungen in Ungarn hat Maja im Sommer, bis an die Schwelle des Todes, mit einem Hungerstreik protestiert. Seit einigen Wochen läuft in Budapest der Prozess wieder weiter. Das eigentlich für letzte Woche vorgesehene Urteil ist noch nicht gefallen.

Für RDL sprach ich mit Wiebke, die Majas Prozess in Budapest besucht hat. Wiebke erzählt mir von ihren Eindrücken, den Abläufen im Gerichtssaal und den Bedingungen, unter denen Maja T. festgehalten wird.

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Freiburg: Tattoo Circus 2025 – Post an Gefangene hilft ihnen zu überleben!

Am vergangenen Wochenende fand in Freiburg der zweite Tattoo Circus statt. Ein solidarisches Festival, das sich zwischen Kunst, Aktivismus und Rebellion bewegt. Hier geht es nicht nur ums Tätowieren, sondern vor allem um Antirepressionsarbeit, um Austausch, Workshops, Musik und gelebte Solidarität.

Einer dieser Workshops hieß „Briefe an Gefangene schreiben“, geleitet von Jessie und mir. Gemeinsam haben wir Menschen versucht zu ermutigen, den ersten Schritt zu wagen, einen Brief oder eine Karte an inhaftierte Personen zu schreiben.
Für RDL ich sprach mit Jessie darüber, wie der Workshop lief, was Hürden sein könnnen, einer inhaftierten Person zu schreiben, und wie sie selbst das Wochenende beim Tattoo Circus erlebt hat.

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Rechte von Gefangenen und deren Angehörigen stärken – Prof. Dr. Knop: Dringend mehr Transparenz nötig!

Professor Dr. Knop hatte 2018 in Berlin den Verein „Tatort Zukunft e.V.“ mitgründete. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt,für einen „gerechten, humanen und effektiven Umgang mit Kriminalität“ zu werben.

Ich sprach für Radio Dreyeckland mit dem Kriminologen Professor Knop über dessen Projekt „Recht verständlich„, als Teil von „Tatort Zukunft“ und das darauf abgezielt hatte, Gefängnisinsass:innen und deren Angehörigen bessere Zugänge zu rechtlichen Informationen zu ermöglichen. In einfacher Sprache, mehrsprachig sowie barrierearm.

Er lehrt an der Alice Salomon Hochschule in Berlin. Aus finanziellen Gründen wurde das Projekt 2024 beendet.

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Widerstands-Kollektiv – Wir richten keine Appelle an die Politik- wir handeln selbst!

Protestaktionen gegen das, was Aktivist:innen ‚Klimakiller‘ nennen – also Konzerne und Events, die massiv zur Klimazerstörung beitragen gibt es immer wieder.

Unter dem Motto Keine Party für Klimakiller‘ gab es zuletzt bundesweite Aktionen, zum Beispiel bei der Internationalen Automobil-Ausstellung und den Cruise Days in Hamburg wo im Hamburger Hafen Kreuzfahrten als romantisches Spektakel präsentiert werden– mit Lichtershows, Feuerwerk und Hunderttausenden Besucher:innen.

Hinter diesen Protesten steht unter anderem das Widerstands-Kollektiv – eine Gruppe, die sagt: Wir nehmen Demokratie selbst in die Hand und organisieren uns kollektiv.

Was treibt sie an, wie arbeiten sie – und was wollen sie politisch erreichen? Darüber sprach Eika Jacob, Pressesprecherin des Widerstands-Kollektivs und selbst Mutter von vier Kindern, mit mir für Radio Dreyeckland.

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